Lein trocknen für die «Brächete»

Nun ist das Flachsstroh mit grau-schwarzen Flecken durchsetzt und schimmert leicht bläulich. Zeichen, dass die Tauröste abgeschlossen ist. Wir tragen den Lein nun abermals auf den Estrich und legen ihn zum Trocknen aus. An der «Brächete» werden wir die spröden Pflanzenstängel mit dem Brechbock bearbeiten, um die Leinenfasern freizulegen. Unsere Brächete findet am 31. Oktober statt – kommen Sie vorbei und probieren Sie selbst!

Wümmet

Im Rebberg neben dem Museum ist heute Wümmet. Flink schneiden die sechs Frauen und Männer die Früchte von den Rebstöcken und füllen Kiste um Kiste. Gut 200 kg Trauben der Sorte RieslingxSilvaner werden abgelesen. Mit der Fähre geht’s danach über den Zürichsee in den Weinbaubetrieb «Hasenhalde» in Feldmeilen, wo Familie Schneider die Traubenbeeren verarbeitet. Ungefähr 150 Flaschen «Rüschliker Gemeinderatswein» werden daraus gekeltert. Den Wein gibt’s nicht zu kaufen – aber an Veranstaltungen und Abstimmungen haben schon einige davon gekostet.

Die Tauröste ist im Gange

Seit drei Wochen liegt der Flachs im Garten zur Tauröste aus. In der Zwischenzeit hat sich durch den Verrottungsprozess eine gräuliche Farbe gebildet. Damit die Röste gelingt, braucht es eine gute Mischung aus Regen, Tau, Sonne und Trockenheit. Dauert die Rotte zu lang, können die für die Leinenherstellung benötigten Bastfasern angegriffen werden. Ist die Röste zu kurz, ist das Brechen der Fasern schwieriger.

Flachs: Riffeln und Tauröste

Die im Estrich getrockneten Flachsgarben sind nun bereit fürs Riffeln. Das heisst, die Stängel werden von den Leinsamenkapseln befreit. Am besten geht das mit einer Riffel, einem kammartigen Gerät, durch das man die Garben zieht.

Danach werden die Flachsbündel zur Tauröste ausgelegt. In einem 3-6 wöchigen Verrottungsprozess löst sich die leimartige Kittsubstanz in den Stängeln, so dass sich beim späteren Brechen die Bastfasern von den äusseren Holzteilen lösen. Dafür müssen die auf der Wiese ausgelegten Flachsbündel regelmässig gewendet werden.

Schulgarten: Liebesäpfel, Goldäpfel, Tomaten!

Sie sind rot, violett, gelb oder gestreift – rund, oval, gross oder ganz klein; Tomaten mit den Namen «Schweizer Hose», «Gelbe von Thun» oder «Baselbieter Röteli». Es sind alte Sorten, für deren Erhaltung sich ProSpecieRara einsetzt. Bis ins 19. Jahrhundert nannte man die Früchte der Nachtschattengewächse auch Liebes- oder Goldäpfel, was in den italienischen «pomodori» immer noch nachklingt.

Schulgarten: Elefantenrüssel-Chili und Auberginen

Sie sind lang, gebogen und ihre fein gerillte Haut ähnelt tatsächlich der eines Elefanten – zumindest optisch. Zwar ist die ziemlich scharfe Elefantenrüssel-Chili nicht grau, sondern die Reife verläuft von grün über gelb zu rot. Sie ist eine echte Rarität und es scheint ihr im Folientunnel zu behagen.

Auch den Auberginen gefällt es – sie lieben Wärme und gedeihen sonst vor allem unter südlicher Sonne.  Das Gemüse mit den dekorativen Blüten stammt ursprünglich aus Asien. Im ungegarten Zustand sollte es nicht verzehrt werden, doch gegrillt, gekocht oder gebacken sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt.

Raufen und Trocknen

Nachdem der Lein wochenlang seine Blütenpracht entfaltet hat, haben sich Samenkapseln gebildet. Zeit, den Flachs zu ernten – in der Fachsprache heisst das «raufen». Da ausser der Acker-Vorbereitung sämtliche Tätigkeiten rund um die Flachsverarbeitung den Frauen vorbehalten war, finden sich auch im Ortsmuseum vier Frauen zur Flachsernte ein. Der Lein wird samt Wurzel aus der Erde gezogen, die Stängel zu kleinen Garben gebunden und im Estrich zum Trocknen aufgehängt.

Baumspinat und Grüner Heinrich im Schulgarten

Der Adliswiler Baumspinat wächst und wächst und ist mit seinen rötlich-grünen Blättern nicht zu übersehen. Bis zu drei Meter hoch kann die krautige Pflanze werden. Im Gegensatz zum echten Spinat benötigt der Baumspinat aber kaum Platz und die Blätter können den ganzen Sommer über geerntet werden und sowohl roh als auch gekocht gegessen werden.

Ebenfalls wie Spinat lässt sich der Gute Heinrich, oder der Wilde Spinat, wie er auch genannt wird, zubereiten. Die unscheinbare Pflanze wächst auf nährstoffreichen Wiesen und Weiden und wird gerade wiederentdeckt. Denn die Blätter und Triebe der Wildpflanze eignen sich nicht nur als Pastafüllung, sie schmecken auch als Beilage zu Fisch oder Lamm. Sein Name «Guter Heinrich» soll dem Volksglauben entstammen, dass gute Geister früher oft Heinrich genannt wurden und somit heilende Kräfte hatten.

Vergängliche Blütenpracht

Nun blüht unser Lein seit wenigen Tagen. Wie schön die zarten, blauen Blümchen anzusehen sind! Doch wer am Nachmittag an unserem Beet vorbei spaziert wird enttäuscht werden – die Blütezeit beträgt nur wenige Stunden. Will man also etwas von der blauen Schönheit sehen, sollte man sich am Vormittag auf den Weg machen. Die «bienenlose» Selbstbestäubung der Einzelblüte beginnt am frühen Morgen, am Vormittag entfaltet sich die kurze Pracht und um die Mittagszeit sind die blauen Blütenblätter schon wieder verschwunden. Glücklicherweise bilden sich an einer Pflanze mehrere Blüten, so dass sich dieses Schauspiel über zwei bis drei Wochen wiederholen kann.

Fahrt ins Blaue

Wenn wir eine «Fahrt ins Blaue» machen, meinen wir gewöhnlich, dass wir uns auf einen Ausflug mit unbestimmtem Ziel begeben. Ältere Semester erinnern sich an die sonntäglichen Autofahrten über Land mit mehr oder weniger klarem Ziel. Man kehrte irgendwo in einer Wirtschaft ein, vertrat sich die Beine und rechtzeitig zum Abendessen war man wieder zu Hause.

Einige Sprachforscher vertreten die Meinung, dass die Herkunft der Redewendung auf die früher weit verbreiteten Flachsfelder zurückzuführen sei. Die azurblauen Blüten auf ihren langen Stängeln prägten ganze Landstriche. Beim Aufkommen von Wind bewegten sie sich wellenartig.

Auch unser Mini-Flachsbeet wird sich in den nächsten Tagen in eine blaue, wogende Fläche verwandeln. Wir sind gespannt.