Raufen und Trocknen

Nachdem der Lein wochenlang seine Blütenpracht entfaltet hat, haben sich Samenkapseln gebildet. Zeit, den Flachs zu ernten – in der Fachsprache heisst das «raufen». Da ausser der Acker-Vorbereitung sämtliche Tätigkeiten rund um die Flachsverarbeitung den Frauen vorbehalten war, finden sich auch im Ortsmuseum vier Frauen zur Flachsernte ein. Der Lein wird samt Wurzel aus der Erde gezogen, die Stängel zu kleinen Garben gebunden und im Estrich zum Trocknen aufgehängt.

Baumspinat und Grüner Heinrich im Schulgarten

Der Adliswiler Baumspinat wächst und wächst und ist mit seinen rötlich-grünen Blättern nicht zu übersehen. Bis zu drei Meter hoch kann die krautige Pflanze werden. Im Gegensatz zum echten Spinat benötigt der Baumspinat aber kaum Platz und die Blätter können den ganzen Sommer über geerntet werden und sowohl roh als auch gekocht gegessen werden.

Ebenfalls wie Spinat lässt sich der Gute Heinrich, oder der Wilde Spinat, wie er auch genannt wird, zubereiten. Die unscheinbare Pflanze wächst auf nährstoffreichen Wiesen und Weiden und wird gerade wiederentdeckt. Denn die Blätter und Triebe der Wildpflanze eignen sich nicht nur als Pastafüllung, sie schmecken auch als Beilage zu Fisch oder Lamm. Sein Name «Guter Heinrich» soll dem Volksglauben entstammen, dass gute Geister früher oft Heinrich genannt wurden und somit heilende Kräfte hatten.

Vergängliche Blütenpracht

Nun blüht unser Lein seit wenigen Tagen. Wie schön die zarten, blauen Blümchen anzusehen sind! Doch wer am Nachmittag an unserem Beet vorbei spaziert wird enttäuscht werden – die Blütezeit beträgt nur wenige Stunden. Will man also etwas von der blauen Schönheit sehen, sollte man sich am Vormittag auf den Weg machen. Die «bienenlose» Selbstbestäubung der Einzelblüte beginnt am frühen Morgen, am Vormittag entfaltet sich die kurze Pracht und um die Mittagszeit sind die blauen Blütenblätter schon wieder verschwunden. Glücklicherweise bilden sich an einer Pflanze mehrere Blüten, so dass sich dieses Schauspiel über zwei bis drei Wochen wiederholen kann.

Fahrt ins Blaue

Wenn wir eine «Fahrt ins Blaue» machen, meinen wir gewöhnlich, dass wir uns auf einen Ausflug mit unbestimmtem Ziel begeben. Ältere Semester erinnern sich an die sonntäglichen Autofahrten über Land mit mehr oder weniger klarem Ziel. Man kehrte irgendwo in einer Wirtschaft ein, vertrat sich die Beine und rechtzeitig zum Abendessen war man wieder zu Hause.

Einige Sprachforscher vertreten die Meinung, dass die Herkunft der Redewendung auf die früher weit verbreiteten Flachsfelder zurückzuführen sei. Die azurblauen Blüten auf ihren langen Stängeln prägten ganze Landstriche. Beim Aufkommen von Wind bewegten sie sich wellenartig.

Auch unser Mini-Flachsbeet wird sich in den nächsten Tagen in eine blaue, wogende Fläche verwandeln. Wir sind gespannt.

Erste Tomaten und Bienenparadies

Kaum einen Monat ist es her, seitdem die Setzlinge im Schulgarten angepflanzt wurden. Bereits drei Wochen später sind an einigen Tomatenstauden die ersten Früchte zu sehen. Jetzt heisst es «ausgeizen», d.h. die Seitentriebe in den Blattachseln auszubrechen. So kann die Staude ihre Kraft auf den Stamm konzentrieren und grössere und aromatischere Früchte bilden. Aber auch um den Folientunnel herum grünt und blüht es. Eine Gründüngung, die Daniel Helfenstein angelegt hat, ist das reinste Bienenparadies.

Stickeln und Schnüren

Unsere Leinpflänzchen sind nun etwa 20 cm hoch. Zeit, ein stützendes Netz anzulegen, das die empfindlichen Stängel vor Bruch schützt. Deshalb werden alle 50 cm Holzstickel eingeschlagen, um die herum ein Schnurkreuz angelegt wird. Nun finden die Pflänzchen Halt, wenn sie in den nächsten Tagen heranwachsen. Für eine Verarbeitung zu Garn müssen die Pflanzenfasern nämlich möglichst lang sein. Ein Knicken der Stängel würde sie unbrauchbar machen.

Linas Gemüse im Schulgarten?

Sechzehn verschiedene Sorten Tomaten, Grüner Heinrich, Etagenzwiebeln und «Elefantenrüssel-Chili» wachsen seit einigen Tagen in Rüschlikons Schulgarten. Alte, wenig bekannte Sorten – viele aus dem Programm von ProSpecieRara.

Daniel Helfenstein hat dem Ortsmuseum im Schulgarten Gastrecht eingeräumt. Gemeinsam mit dem Team des Ortsmuseums werden die Pflanzen nun gehegt und gepflegt. Auch wenn Lina Abegg vielleicht keine «Elefantenrüssel-Chili» anpflanzte – in ihrem Garten wuchsen bestimmt Borretsch, Salatrauke und vielleicht sogar Adliswiler Baumspinat.

Wir werden an dieser Stelle regelmässig über das Gedeihen der Pflanzen berichten.

Eine Leinenhose mit vielen Vorteilen

Die Pflänzchen gucken nun schon einige Zentimeter aus dem Boden. Das Unkraut lässt sich heute problemlos aus der feuchten Erde entfernen. Die angebauten drei Quadratmeter Flachs würden dereinst ausreichen für eine Leinenhose. Leinenstoff hat viele Vorteile. Das Gewebe wirkt kühlend, fusselt nicht, ist atmungsaktiv, schmutzabweisend und soll keimtötende Eigenschaften haben. Das ist doch gerade in Zeiten wie diesen eine gute Nachricht!

Der Flachs wächst!

Das vermehrte Giessen und die Regenschauer des Wochenendes haben unsere Pflänzchen zum Wachsen angeregt. Wie schön, dass es nun aus allen Reihen spriesst! Doch auch das Unkraut will wachsen – was heisst: Bald ist Jäten angesagt.

Zaghaftes Spriessen

Unser Flachs, resp. Lein hat es nicht eilig. Doch nach rund 190 Stunden spriessen endlich erste Keimblätter!  Ob ihm der steinige Boden nicht so zusagt? Wir hoffen, die restlichen Pflänzchen mit dem botanischen Namen Linum usitatissimum, was so viel heisst wie «der nützlichste (Lein)», werden sich  bald tapfer durchkämpfen.